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Was erwartet mich im Ref?

Kurz zusammengefasst: Überleben wirst du! Doch Stressphasen, in denen du deinen privaten Kontakten nicht uneingeschränkt nachgehen kannst, wird es auch sicherlich geben. In diesem Artikel findest du einen ersten Überblick, was dich in den zwei Jahren Referendariat erwartet: Wie ist es aufgebaut? Welche Fächer gibt es? Welche Unterschiede gibt es an den unterschiedlichen Schulformen?



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Erstmal gratuliere ich dir zu deinem Staatsexamen! Du hast es geschafft! Die Uni liegt nun hinter dir und damit auch die überfüllten Hörsäle, das Geschirrklappern in der Mensa, die Klapptische und der wenige Platz zum Schreiben sowie die unzähligen stillen Stunden zwischen tausend Büchern in der Bibliothek...


Der Duft nach Freiheit liegt in der Luft und der Wind des wahren Lebens weht dir ins Gesicht. Nie mehr Schüler sein, die Seiten sind nun gewechselt!

Zumindest fast. Ein kleiner Kratzer ist in diesem Traum noch zu finden, denn ganz so frei gestalten sich die nächsten zwei Jahre nicht.


Das Referendariat gliedert sich in zwei Stationen – die Seminarschule und die Einsatzschule. Vielleicht ahnst du es schon, aber in mindestens einer Phase bist du irgendwie noch in der Position des “Schülers”.


Der Zauber steckt immer im Detail.
THEODOR FONTANE

Aber klären wir hierzu mal alle Begriffe, die in den kommenden zwei Jahren für dich wichtig werden:


  • Seminarschule – das ist deine Stammschule für die nächsten zwei Jahre. Hier ist also das Zentrum deiner praktischen Ausbildung. Du machst einerseits deine ersten Unterrichtsversuche, bekommst Klassen zugeteilt und unterrichtest als Lehrer:in (Hospitation, zusammenhängender Unterricht, eigenverantwortlicher Unterricht, Besuch von Lehrbeispielen, Lehrversuche). Du wirst andererseits aber auch selbst unterrichtet – und zwar in Didaktik (in deinen studierten Fächern), Schulrecht, Pädagogik, Psychologie und GSB. An deiner Stammschule legst du auch deine Prüfungen ab und zudem ist der Seminarleiter (oft gleich dem Schulleiter, muss aber nicht sein) abschließend verantwortlich für deine Bewertung.


  • Einsatzschule – hier kommst du deiner Lehrerrolle schon deutlich näher. Zwar bist du noch immer einem Betreuungslehrer in jedem deiner Fächer zugeteilt, doch stehst du die meiste Zeit eigenverantwortlich deinen Schülern im Unterricht gegenüber. “Meiste Zeit” bedeutet unterm Strich “immer - bis auf mindestens sechs unangekündigte Unterrichtsbesuche”.


  • Fachsitzungen – das sind zwei Stunden pro Unterrichtsfach mit deinem Seminarlehrer, in denen ihr euch Gedanken zur praktischen Umsetzung der Didaktik, Methodik, Arbeits- und Sozialformen und den Einsatz passender Medien macht.


  • Allgemeine Sitzungen – in den oben genannten Fächern Pädagogik, Psychologie, Schulrecht und GSB werdet ihr zusammen mit allen anderen Referendar:innen an eurer Schule unterrichtet. (Näheres findet ihr im Blogartikel zur Seminarschule.) In diesen Disziplinen legt ihr mündliche Prüfungen ab und stellt euer Wissen unter Beweis.


  • Einzelstunden - zunächst haltet ihr einzelne, abgeschlossene Stunden in unterschiedlichen Klassen. Sie stehen für sich und sind in sich thematisch abgeschlossen.


  • Zusammenhängender Unterricht – im Gegensatz zu den Einzelstunden haltet ihr hier Sequenzen. Das Thema wird also in ca. vier bis sechs Unterrichtsstunden inklusive Spannungsbogen aufbereitet und unterrichtet.


  • Eigenverantwortlicher Unterricht – dein Unterricht wird von dir über das gesamte HJ bzw. SJ zeitlich eingeteilt (Stoffverteilungsplan), geplant, aufbereitet und durchgeführt. Du bist verantwortlich für die Notengewinnung, bist Ansprechpartner für sämtliche Fragen der Schüler:innen und Eltern, erstellst alle Leistungsnachweise und bist in deiner Passion als Lehrer:in. Hier bist du deiner Berufung schon ziemlich nahe.


  • Lehrversuch – das ist eine Musterstunde, die der Übung für die benoteten Lehrproben gilt. Du bereitest hierbei nicht nur die Unterrichtsstunde selbst vor, sondern erstellst zudem eine schriftliche Ausarbeitung. Diese gliedert sich in den fachwissenschaftlichen und den didaktischen Teil. Während du zu Beginn auf die wissenschaftlichen Grundlagen des zu unterrichtenden Themas eingehst, beschreibst du im zweiten Teil dein didaktisches Vorgehen in der Stunde, erklärst die Wahl der Methodik, der Sozialform und der Medien.


  • Lehrprobe – nachdem in den Lehrversuchen geübt wurde, wird es in der Lehrprobe dann Ernst. Diese Stunde wird benotet und fließt prozentual in deine Gesamtnote des Zweiten Staatsexamens ein.


  • Zweites Staatsexamen – deine Gesamtnote setzt sich aus einem Gutachten, den Lehrproben, den mündlichen Prüfungen und deiner schriftlichen Hausarbeit zusammen. Diese Teilnoten sind unterschiedlich gewichtet. (Näheres erfahrt ihr im Blogbeitrag zum Zweiten Staatsexamen.)


Mit diesem Wissen wagen wir uns nun an den konkreten Ablauf – denn irgendwie müssen diese vielen Bausteine ja koordiniert werden.

Um dem ganzen noch ein wenig mehr Komplexität einzuhauchen, sei euch an dieser Stelle verraten, dass es in jeder Schulform ein wenig anders abläuft. Grob kann man aber sagen, dass sich Grundschule und Mittelschule, sowie Realschule und Gymnasium ähneln.

Gehörst du einer der beiden ersten Schulformen an, kannst du direkt weiterlesen und den darauffolgenden Abschnitt überspringen. Hast du auf ein Lehramt der beiden letzten Schulformen studiert, überspringst du den anschließenden Abschnitt und liest erst beim darauffolgenden weiter :) (Ein wenig Effizienz lohnt es sich anzugewöhnen - spätestens im Ref wird Effizienz dein treuester Freund!)


GRUNDSCHULE/MITTELSCHULE


In deinem Fall finden Seminar und Einsatz gleichzeitig statt. Das bedeutet unter dem Strich, dass du an deiner Einsatzschule bist und neben deinen Hospitationen auch selbst unterrichtest. An zwei Tagen in der Woche verlässt du deine Einsatzschule, um am Seminar teilzunehmen. An der Seminarschule kommen sämtliche Referendar:innen aus dem Umfeld zusammen, um zu lernen. In einzelnen Fällen kann es sein, dass du in deiner Seminarschule im Einsatz bist. Gewöhnlich sollte es sich aber um zwei verschiedene Schulen handeln. Diese Wochenteilung findet während beider Jahre des Vorbereitungsdienstes statt – lediglich die Stundenaufteilung ändert sich und verschiebt sich im Laufe der Zeit zugunsten des eigenen Unterrichts.


REALSCHULE/GYMNASIUM


In deinem Fall sind die Seminar- und Einsatzschule mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Schulen. In der Realschule folgt auf ein Jahr an der Seminarschule das Einsatzjahr. Das bedeutet unter dem Strich zwei Jahre, zwei Schulen, jeweils ein gesamtes Schuljahr lang. Am Gymnasium folgt auf ein Halbjahr an der Seminarschule ein Jahr Einsatz. Abgeschlossen wird das Ref dann nochmals von einem Halbjahr an der Seminarschule. Durch diese Halbjahrstruktur wird es möglich, das Ref auch zum Februar zu beginnen. In allen anderen Schulformen ist dies nicht möglich.

So, nun sind wir wieder alle gemeinsam am Abschluss deines Vorbereitungsdienstes: abgeschlossen wird dein Referendariat durch die mündlichen Prüfungen und das Kolloquim in Pädagogik und Psychologie.


Mit dem Zweiten Staatsexamen in der Tasche heißt es dann, eine Planstelle zu ergattern und dann auch wirklich wirklich den Duft der Freiheit in der Nase zu haben!

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